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Karfreitag

Jesus ist tot. Die Zeit drängt, er muss zu Grabe gebracht werden. Wer übernimmt das? Wer ist zuständig? Wer weiß Bescheid und klärt die Fragen um die rechte Bestattung?

Wer hätte gedacht, dass auch wir einmal vor solchen Fragen stehen würden?

Bei allem Abschiedsschmerz von uns lieben Menschen auch noch auf Regeln und auf die Anzahl der Trauernden achten müssen: Der darf dabei sein, die leider nicht. Ein feierliches „Lebe wohl“ darf es zu-mindest vorerst so nicht geben.

Was für eine Zeit? Was ist los in unserer Welt?

Die Grundfesten der Normalität sind schüttert, wenn auch der schmerzlichste Punkt in unserem Leben plötzlich nicht mehr so sein darf wie immer. Alles wankt, selbst Sterben und Tod.

Neben aller Erschütterung gab es bei Jesus einen, der Rat und zu handeln wusste. Er stellt sein Grab zur Verfügung und tut, was zu tun ist. Und Jesus wird hinein gelegt in die allerletzte Dunkelheit. Sein Blut drückt sich durch die Binden, in die man seinen Leib gewickelt hat. Der Stein wird vor den Eingang gerollt. Es gibt kein Entkommen mehr. „Gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes.“ Aus und vorbei.

In einem sehr tiefgründigen Lied von Rudolf Alexander Schröder heißt es:

„Es mag sein, dass alles fällt, dass die Burgen dieser Welt um dich her in Trümmer brechen.”

Vielleicht ist es ja gerade bei manchen von uns so. Die finanziellen Sicherheiten und mein Einkommen, meine Familie und meine Freundschaften, meine Gesundheit und mein Glaube an die allgegenwärtige Machbarkeit – die Burgen meiner Welt halten plötzlich nicht länger stand. Unsicherheit und Ungewissheit lösen Angst in uns aus und Furcht. Ein Virus tief in uns drin zerstört alle Verlässlichkeit von Grund auf.

Grabesruhe Jesu (Sieger Köder)

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich kenne tatsächlich kein anderes Bild als dieses von Sieger Köder, das gleichsam eine Innenansicht des Grabes von Jesus wagt. Wir werden von ihm mit hinein genommen in diesen Raum ewiger Finsternis.

Aber warum leuchtet der tote Leib in der dunklen Kammer, in der es kein Licht gibt?

Sehen Sie auch über dem Kopf des Gestorbenen schon den Schein des Oster-geheimnisses leuchten? Bereits im Grab ein sanftes erstes Zeichen des Wunders der Auferweckung? Eine Ankündigung des Ostermorgens mitten im Tod?

„Halte du den Glauben fest, dass dich Gott nicht fallen lässt: Er hält sein Versprechen” (EG 378,1) – so der zweite Teil der ersten Strophe des Liedes von Schröder.

Der Karfreitag ist nicht das Ende. Aber er ist notwendig, er ist unumgänglich. Damit wir daran erinnert werden: Wir Menschen sind nicht die Götter dieser Welt. Und keiner von uns wird seinem Sterben entfliehen können.

Aber da ist einer, der war bereits in diesem Reich des Todes und er hat den Tod besiegt. „Am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahrenen den Himmel” – so sprechen wir es in unserem Glaubensbekenntnis.

„Es mag sein, so soll es sein! Fass ein Herz und gib dich drein; Angst und Sorge wird’s nicht wenden. Streite, du gewinnst den Streit! Deine Zeit und alle Zeit stehn in Gottes Händen.”  (EG 378,5)

Gott, in deine Hände hat dein Sohn seinen Geist gelegt.
Auch wir wollen uns, unser Leben und unsere Welt
besonders in diesen Tagen voll Vertrauen in deine Hände geben.

Segne und beschütze alle,
die sich in ihrem und durch ihren Dienst für andere einsetzen und mühen,
die jetzt in ihrer Angst und Furcht allein sind,
die von ihren Aufgaben gerade überfordert werden,
die unter ihrem Alleinsein leiden und deren Einsamkeit niemand bemerkt.

Wir bitten dich für deine Gemeinden auf der ganzen Welt,
hilf uns das Leiden deines Sohnes richtig zu verstehen.

Amen.

Wir wünschen Ihnen Gottes Begleitung und Segen in diesen Tagen.

Ihre Pfarrer Gerd Schamberger und Wolfgang Popp

Gründonnerstag

… in diesem Jahr – seit ich Pfarrer bin – zum ersten Mal ohne die Einladung, dass wir als Gemeinden Jesu Christi in unseren Kirchen und Gottesdiensten das Brot und den Wein miteinander teilen: „Für dich gegeben.” – „Für dich vergossen.”

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Das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern.

Auf dem Bild von Sieger Köder ist Jesus selbst nicht sichtbar. Nur seine Hände, die das Brot austeilen. Und sein Spiegelbild im Becher. Licht fällt auf die Freunde; der Glanz kommt von ihm, Jesus.

Aber das Kreuz wirft seinen Schatten schon voraus auf den Tisch.

Sie essen das Brot und trinken den Wein. Er hat sie eingeladen und reicht es ihnen. Sie tun es auch, weil es die Tradition ihrer Mütter und Väter ihnen so sagt. Erst viel später werden sie anfangen nachzudenken, über die Wandlung vom alten Passah-Mahl hin zum neuen Abendmahl.

Sie kamen zusammen, um das Brot zu brechen und den Wein zu teilen.

Und nun sitzt die Unsicherheit in den Jüngern tief: Einer ist ausgebrochen. Er geht weg vom Tisch, verlässt das Mahl, wird nicht mehr aus dem Becher trinken, hat Jesus verraten. Oben rechts verlässt er im Dunkeln den Raum. Jesu Schein erreicht ihn nicht mehr. Und dann spricht Jesus auch noch von Abschied…

Die Geschichte des Gottessohnes geht ihren Gang. Seit vielen Jahrhunderten folgen wir Christen seiner Einladung und Weisung: „Tut das zu meinem Gedächtnis!”

Wir kommen in diesem Jahr als eingeladene Gemeinde nicht zusammen, um das Brot zu brechen und den Wein zu teilen. Aus gutem Grund ist es uns nicht erlaubt, am heutigen Gründonnerstag das Abendmahl miteinander zu feiern.

Überhaupt sind es in den letzten Jahren immer weniger unter uns geworden, die sich an diesem Tag haben erinnern und einladen lassen an den Tisch Jesu. Und wir sind traurig über jede und jeden, die nicht mehr mit feiern und mit teilen wollen, was Jesus uns gibt.

Aber vielleicht entdecken wir in diesen Wochen – durch diese Unterbrechung der Selbstverständlichkeit – ja wieder neu, was Gott uns hier anbietet:

Er gibt uns sich selbst.

Und wir dürfen ihm glauben. Dürfen vertrauen, dass seine Worte und Gaben des Lebens wahr sind. Dass uns durch ihn in Brot und Wein ein Stück des ewigen Lebens gereicht wird. Dass uns jedes Schmecken und Sehen beim gemeinsamen Mahl für diesen Augenblick bereits ein Stück Himmel aufreißt.

Brechen Sie doch auch bei sich zu Hause ein Stück Brot. Reichen Sie es sich weiter, wenn Sie nicht allein sind. Und, ob alleine oder gemeinsam, schmecken Sie wie freundlich Gott es mit uns meint.

Gott, ich werde es vielleicht nie verstehen,
was da passiert beim Abendmahl.
Meine Gefühle werden vielleicht zwiespältig bleiben.
Aber ich spüre:
Du Gott, berührst mich durch dieses Sakrament, dein heiliges Zeichen.
Du weckst Sehnsucht nach Gemeinschaft, Versöhnung und Frieden in mir. 
Gott, stille meinen Hunger
und lösche meinen Durst nach Frieden und Geborgenheit.
Amen.

Gott segne Sie in diesen Tagen.

Ihre Pfarrer Gerd Schamberger und Wolfgang Popp

„anders feiern“

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leser*innen,

die Karwoche hat also begonnen – das Osterfest naht. Doch die Corona-Pandemie verändert soeben alles – auch diese kommenden Tage. Gerade auch uns Pfarrerinnen und Pfarrer schmerzt es sehr, das bedeutendste Fest der Christenheit als Teil SEINER Gemeinde zusammen mit Ihnen nicht in gewohnter Weise feiern zu können. Es sind uns Regeln auferlegt, die wir gemeinsam zu beachten haben und vielleicht ja auch fruchtbar machen können. Das Osterfest 2020 – es wird sicherlich einmalig ausfallen und alle miteinander werden wir es wohl so schnell nicht vergessen.

Auf jede Menge an religiös Vertrautem werden wir aufgrund der Gegebenheiten verzichten müssen. Das ist das eine. Das andere: Theologisch Wesentliches dürfte – Gott sei Dank – coronaresistent sein: Ostern bleibt Ostern! Auch wenn die Umstände in diesem Jahr deutlich schwieriger sind als sonst: Es geht nicht ums Datum, es geht um die Wirklichkeit: „Christus ist auferstanden!“ Das allein ist entscheidend.

Ostern fällt demnach nicht aus. Der zu Beginn der Pandemie oftmals geäußerte Wunsch, das Osterfest zu verlegen, wurde schnell wieder ad acta gelegt. Auch wenn wir uns nicht zur Feier der vertrauten Liturgie versammeln oder Menschen daheim nur via Medien Anteil nehmen, so bieten sich uns dennoch an den Kar- und Ostertagen zahlreiche ungeahnte Gelegenheiten, die wir beherzt ergreifen wollen.

So mögen wir alle die nun vor uns liegenden Kar- und Ostertage reichlich füllen mit starkem Glauben und reichlich Hoffnung. Jedenfalls steht schon heute unumwunden fest, dass wir 2020 anders Ostern feiern – dementsprechend könnte das Fest speziell in diesem Jahr – quasi aus der Not heraus – auch für uns zu einer durchaus prägenden Glaubenserfahrung für die weitere Zukunft werden.

Wollen uns darum gestärkt im Glauben innerlich gemeinsam auf den Weg machen, um dann in wenigen Tagen schon ebenfalls zusammen mit spürbarem Eifer die österliche Hoffnung erneut in diese Welt hinauszutragen. Die insgeheime Idee dahinter: Vielleicht ja wirklich diese begonnene Karwoche eher still und nachdenklich begehen, sich jetzt schon in unseren teils bangen Herzen vorzubereiten, um dann, wenn wir alle hoffentlich bald schon wieder zurückkommen in unsere Kirchen und Gemeindehäuser, ein österliches Fest der Freude, des Glaubens und der Dankbarkeit zu feiern.

Inmitten von Angst, der Sorge vorm Infizieren und der Todesnot mancher, die daran bereits gestorben sind und wohl noch sterben werden, gilt die Zusage (EG 115, 1):

„Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind deine Schrecken?
ER, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.“

Ihre beiden Pfarrer Wolfgang Popp und Gerd Schamberger

„Sehr riskant“

In einer alten Legende wird erzählt, wie der Teufel Jesus bereden wollte, doch nicht ans Kreuz zu gehen.

„Die Kirche braucht dich auf der Erde! Wer soll sonst das Wort Gottes sagen, so, dass es die Menschen auch anspricht und sie es verstehen? Wer soll die Gemeinde führen, wenn du nicht mehr da bist?”, fragte der Teufel.

Jesus antwortete: „Ich habe einige Männer und Frauen dazu ausgesucht.”

„Aber Jesus”, antwortete der Teufel, „Petrus und Johanna und die paar anderen werden das nie alleine schaffen.”

„Nein”, sagte Jesus, „”sie werden das nie alleine schaffen, aber sie werden andere finden. Die werden ihnen helfen. Und die werden wiederum andere finden.” –

„Aber wenn sie es nicht tun?” fragte der Teufel. „Ist dein Plan, Menschen zu gebrauchen, nicht sehr riskant?”

Jesus schwieg eine Weile. „Ja”, sagte er dann, „sehr riskant. Die Kirche könnte daran scheitern. Aber sage mir einen besseren Plan. Ich weiß keinen.”

Liebe Leserin, lieber Leser,

die folgenden Jahrhunderte haben gezeigt, dass es dann offenbar mal mehr, mal weniger intensiv und „erfolgreich” mit der Predigt und der Gemeindeleitung geklappt hat. Je nachdem – je nach eigener menschlicher Überheblichkeit, nach dem Zustand der Gesellschaft, nach der Größe des Wohlstand und auch, ob z.B. Krieg oder Frieden im Land herrschten.

Die Gemeinde Gottes in unserer Welt und in unserem Land breitete sich aus und stagnierte, spendete Trost und beteiligte sich an unmenschlichen Dingen, half dem Nächsten und schaute weg, wo Hilfe nötig gewesen wäre.

Ein ständiges Auf und Ab.

Aber immer wieder haben durch die Zeiten mal viele, mal wenige sich an die Botschaft Jesu erinnert. Haben sie wieder belebt, neu ausgelegt, bekannt und weiter erzählt. Deshalb gibt es sie noch, auch bei uns. So riskant der Plan Jesu auch war.

In den letzten Jahren sind die weniger geworden, die in Gottes Namen sein Wort durch ihr Leben auch verkündigen. Die, die Gott herein lassen in ihren Alltag und mit ihm sprechen und Teil von sich sein lassen.

Wieder einmal stehen unsere Gesellschaft und die ganz Welt vor unbeschreiblichen Herausforderungen. Niemals vorher, seit über 1500 Jahren, musste das kirchliche Leben so eingeschränkt werden, wurden alle Gottesdienste und ein gemeinsames Gotteslob in unserem Land abgesagt, ja untersagt.

„Die Kirche könnte daran scheitern.” – Oder sie könnte dadurch gewinnen.
Wenn wir als ihre Glieder entdecken, dass wir gebraucht werden. Dass unser Gebet gebraucht wird. Jetzt, zuhause, wo wir auch sind.

In Verbundenheit grüßen Sie
Ihre Pfarrer Gerd Schamberger und Wolfgang Popp

Corona-Gebet (zu einem Vers von Dietrich Bonhoeffer):

Von guten Mächten wunderbar geborgen
Erwarten wir getrost, was kommen mag
Gott, ist mit uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag
.

Jetzt drückt uns alle eine schwere Plage
Sie macht uns unser Herz so furchtbar schwer
Verdunkelt und verfinstert diese Tage
Zukunftsangst und Sorgen werden mehr
.

Doch willst du uns einst wieder Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Schein
Dann lass uns des Vergangenen gedenken
und dankbar, froh und solidarisch sein
.

Lass uns aus unsern alten Fehlern lernen
und Menschlichkeit als höchstes Gut ansehn
Hilf Neid und Egoismus zu entfernen
Und uns den Weg des Friedens endlich geh’n.

Mach, dass dein Reich die ganze Welt erfülle
Und Mensch und Tier und die Natur gedeihn
Gerechtigkeit gescheh und auch dein Wille
Lass die Zukunft unsrer Kinder sicher sein.

(Gebet von Pfarrer Walter Engeler, Pappenheim)

„Sich kümmern“

Liebe Gemeindeglieder dort draußen,
zurzeit aber noch viel mehr da drinnen,

knapp drei Wochen nun schon offiziell keine Schule und keine Kita, tagelang weitgehend zu Hause bei keinerlei Verabredungen, viele überwiegend im „Homeoffice“ und draußen tatsächlich kaum mehr eine Begegnung ohne 1,5 Meter Mindestabstand. Höchst erfreulich, wie ein ganz großer Teil von Leuten sich hier einsichtig zeigt und Rücksicht nimmt. Weiter so, bayernweit erstmal noch bis mindestens 19. April 2020 – all das beste Voraussetzungen für erste, vage Hoffnungszeichen.

Jenseits der schlimmen Folgen, die eine solche Pandemie vor allem für ältere sowie chronisch kranke Menschen bedeuten kann, eröffnet eine solche Krise immer auch Räume für Zusammenhalt. Wir meinen damit beispielsweise, dass schon jetzt viele sich wieder mehr um andere kümmern, Jugendliche Einkäufe übernehmen, sich bei Hopfenbauern melden, Pappenheimer spontan Gesichtsmasken nähen und Medizinstudierende an Kliniktüren anklopfen.

Man spürt plötzlich, dass nahezu alle in unserer Gesellschaft überall Hand in Hand bis zur allgemeinen Erschöpfung arbeiten, damit möglichst keiner durch das soziale Netz fällt. Der Alltag wird von jetzt auf gleich zu einem Ort gelebter Nächstenliebe und bietet plötzlich Raum für Gottesdienst. Schließlich ist eben der Alltag immer auch Gottesdienst. Und der fällt eigentlich nie aus. Schon gar nicht wegen Corona!

Doch auch wir Christen müssen in diesen Tagen lernen: Die vielen Gottesdienste am Palmsonntag, am Gründonnerstag, auch an Karfreitag, in der Osternacht und den folgenden beiden Osterfesttagen – sie alle diesmal ganz anders zu erleben. Und wir tun das: Lassen uns – dort wo‘s möglich ist – beispielsweise einladen zu Predigten mit Pfarrerinnen und Pfarrern unserer Region an den besonderen Tagen der Karwoche und zu Ostern aus beiden Konfessionen im Wechsel via Video-Stream unter www.nordbayern.de/region/weissenburg/1.9960554

Die aktuelle Predigt zum Palmsonntag für Pappenheim, Osterdorf und Niederpappenheim mit Übermatzhofen finden Sie ab 5. April 2020 zum Hören und Sehen auf www.osterdorf-evangelisch.de

Das Kümmern in der Nachbarschaft. Der ermutigende Anruf. Der Einkaufskorb vor der Tür. All dies wird auch weiterhin nötig sein. Bleiben wir darum dran. Mit Gottes Hilfe. Bleiben dran, solange es nötig ist.

Weiterhin also viel Kraft und Geduld sowie zugleich Gesundheit, Durchhaltevermögen und Gottes Bewahrung wünschen Ihnen

Ihre beiden Pfarrer Wolfgang Popp und Gerd Schamberger

„Gewinnen und verlieren”

Ein Mensch wurde gefragt: „Was gewinnst du denn eigentlich, wenn du regelmäßig betest?”
Der Mensch antwortete: „Nichts …   Aber ich kann dir sagen, was ich verliere: Sorgen und Furcht, Egoismus und Bekümmerung, Schwermut und Unsicherheiten und sogar die Angst vor dem Tod.”

Liebe Leserin, lieber Leser,

manchmal ist die Antwort auf unsere Gebete nicht, dass wir etwas gewinnen, sondern dass wir etwas verlieren. Und zwar etwas Unangenehmes, uns Bedrückendes oder Bedrängendes. Ja, das wäre dann ein Gewinn des Betens.

Viele verstehen ja unser Beten immer wieder, dass Gott ihnen Wünsche erfüllt. Und halten Gebete für sinnlos, denen nicht gleich die Erfüllung der Wünsche folgt. Ich glaube, das ist mit Sicherheit der verkehrte Weg mit dem Beten umzugehen.

Natürlich dürfen wir uns von Gott etwas wünschen. Zugleich aber sollten sich alle Betenden bewusst sein, dass Gott mehr ist und größer, als nur mein „Wunscherfüller”.

Verlieren beim Beten –
tatsächlich erzählen viele Menschen, dass sie ihr Beten, also Hinwenden zu Gott erstaunlich ruhig werden lässt. Weil sie sich damit auch einmal abwenden von sich selbst. Und solche Ruhe kann etwas Wunderbares sein.

Andere erzählen, dass sie etwas bekamen, was sie überhaupt nicht wollten  – und seltsamerweise wurden sie damit zufrieden und glücklich.

Zuletzt bestätigt das alles Jesus und sein Gebet im Garten Gethsemane. Auch da bat er um etwas anderes; er wünschte sich: Der Kelch möge an ihm vorüber gehen.

Er fügte aber noch einige Worte hinzu, er sagte: „… aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe.” Und damit war er bereit, den Weg Gottes als seinen Weg zu erkennen.

Wünsche erfüllt bekommen oder neue Blickwinkel gewinnen? Gewinnen oder verlieren? Eine Frage, die auch in die komplizierte Problematik dieser unheilvollen Tage passt.

Ganz besonders dürfen wir uns in diesen Tagen und Wochen im Gebet Gott anvertrauen. Und wir dürfen ihn bitten, dass er uns Menschen durch diese weltweite Gefahr hindurch hilft und uns in unserer Furcht mit seiner Nähe stärkt.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft, aber auch eine christliche Gelassenheit, in Zuversicht diesen Tag gut zu bestehen.

Aus einem Gebet von Eckhard Herrmann (abgedruckt im Sonntagsblatt Nr. 13) gebe ich gerne einige Zeilen an Sie zum Mitbeten weiter: 

„Macht euch keine Sorgen”,
hast du gesagt, Gott. Und: „Ich sorge für euch!”

Das sagt sich so leicht!
Es geht mir gar nicht um mich.
Ich denke an meine Familie,
an meine Kinder und ihre Familien.

Dass sie in Frieden leben können,
dass Menschen sie begleiten,
die ihnen Verständnis und Vertrauen entgegenbringen,
und dass sie zuversichtlich nach vorne schauen können.

Und dass unsere Welt lebenswert bleibt
für alle Menschen –
noch viele Jahrhunderte und Jahrtausende.
Das alles kommt mir in den Sinn, wenn ich von Sorgen
rede, die mich bewegen und belasten.

Ich möchte glauben, Gott, und dich bitten,
dass du für uns sorgst;
dass du uns nicht uns selbst überlässt
in unseren Ängsten und mit unseren Sorgen;
dass du uns immer wieder einen Weg zeigst,
der uns, wenn Dunkelheit uns erfüllt und umgibt,
ins Licht des Lebens führt. 

Amen.

In Verbundenheit grüßen Sie herzlich
Ihre Pfarrer Gerd Schamberger und Wolfgang Popp

„Hände falten“

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leser(innen),
daheim in den eigenen vier Wänden
oder längst draußen im frühlingshaften Garten
oder nur im Ausnahmefall mal kurz unterwegs für nötigste Besorgungen,

all dies macht das Corona-Virus gerade nötig und ist somit zweifellos die größte Herausforderung dieser Tage. Es bringt durcheinander, wie wir arbeiten, wen wir treffen, wie wir unseren Glauben leben – unser Alltag steht Kopf. Damit verändert sich der Blick aufs Leben. Wer oder was trägt mich, wenn mir Sorgen unruhige Nächte bereiten? Wie mit einer solchen bisher nie da gewesenen Situation umgehen?

Das Gebet ist neben vielem anderen eine Möglichkeit. Wir wollen Ihnen dazu schon heute ein paar einfache Bitten mit ins Wochenende geben – das vorletzte in der diesjährigen Passionszeit. Und vielleicht mögen diese ja auch zu Ihren je eigenen Worten werden in diesen momentan so ungewissen Tagen und Nächten:

Guter Gott,
bei dir sind wir geborgen, auch dann, wenn die Corona-Viren fliegen.
Stärke alle, die jetzt Angst haben: Dass sie gelassen bleiben.
Stehe allen bei, die erkrankt sind: Dass sie genesen.
Sei bei allen Angehörigen von bereits Verstorbenen,
dass sie in ihrer Trauer deinen Trost erfahren.
Schließlich hilf auch uns, dass wir auch weiterhin
achtsam und besonnen handeln, weiter auf Abstand bleiben und so diese Krise gemeinsam durchstehen.
Amen.

Lassen wir uns in dieser Zeit voller Vertrauen in die bergenden Arme unseres menschenfreundlichen Gottes fallen. Ein Gott, der mit uns geht – gerade eben auch in schweren Zeiten.

Dazu ein Tipp für alle, die daheim Internetzugang haben: Interessierte können am Sonntag und den bevorstehenden Feiertagen ab 09:30 Uhr Predigten von Pfarrerinnen und Pfarrern unserer Region über Video-Stream verfolgen. Die Adresse dazu lautet:

www.nordbayern.de/region/weissenburg/1.9960554

Ein achtsames Maß an Abstand, eine ordentliche Portion Geduld und weiterhin einen stets fürsorglichen Blick auf unsern Nachbarn – all das wünschen wir Ihnen bei hoffentlich auch weiterhin stabiler Gesundheit verbunden noch mit dem Hinweis, von Samstag auf Sonntag doch bitte auch ans -Umstellen zu denken …

Ihre beiden Pfarrer Wolfgang Popp und Gerd Schamberger

„Freuet euch!“

Liebes Gemeindemitglied,
liebe Leserin, lieber Leser!

Vor gerade mal vier Wochen habe ich in unserem Gemeindebrief einen Gruß geschrieben. Ich habe nachgedacht, an welcher unserer persönlichen „Stellschrauben” wir in der Passionszeit einmal drehen könnten –  uns selbst zugute.

Und weiter: „Und mitten drin in der Passionszeit, mitten in aller Ernsthaftigkeit gibt es dann plötzlich noch etwas: Einen „ Ausreißer”. Der Sonntag heißt „Lätare –  Freuet euch!” Er markiert ganz bewusst einen Einschnitt. Er ist wie eine Oase auf dieser kirchenjahreszeitlichen Durststrecke. Er gibt uns das Signal: Gott hilft dir! Vertraue darauf, hinter aller Dunkelheit steht Gottes Licht! Auf Karfreitag folgt Ostern! 

Lätare – ein Silberstreif am Horizont. Ein Zeichen, dass keine Passion ewig dauert …“

Nun leben wir in der Woche „Lätare“. Die Welt ist inzwischen völlig auf den Kopf gestellt. Und ein „Freuet euch!“ liegt in weiter Ferne.

Eine Passion ganz unvorstellbar anderer Art hat begonnen und ein Ende ist nicht abzusehen. Sorgen um uns, um unsere Mitmenschen, unsere Gesellschaft und unser Land und darüber hinaus bedrängen uns.

Trotzdem gilt: Auf Karfreitag folgt Ostern!

Vielleicht haben Sie Lust, das Bild auszudrucken: Ein Lätare-Strauß. Mit Zweigen und Bändern.

Ein Strauß der Freude mitten im Leiden. Er soll Freude machen, weil er uns gewiss macht, dass Gott uns selbst nahe ist in Sorgen und Furcht. Und auch, dass Christus mit uns Menschen leidet.

Drei Zweige hat der Strauß, drei Bänder und drei Brezeln.

Die Zweige mit den Knospen stehen dafür, dass das Leben siegt. Dass wir nicht gefangen bleiben müssen in der Angst, sondern Hoffnung und Zukunft bekommen.

Die Bänder stehen für die noch kommenden Sonntage der Passionszeit – rosa für den letzten Sonntag Lätare; die violetten Bänder für die Sonntage, die noch vor uns liegen.

Die Brezeln in Form einer Acht stehen für die Ewigkeit Gottes. Er war da für uns, ist da für uns und bleibt da für uns – von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Normalerweises muss man den Lätare-Strauß verschenken, um anderen eine Freude zu machen und die Hoffnung auf Gott weiter zu sagen. Das können wir derzeit leider nicht machen.

Aber wir können das Bild des Straußes teilen und Gedanken dazu weiterschicken. Das will ich hiermit tun.

Vielleicht machen wir anderen damit eine Freude und erzählen ihnen so von Gottes Barmherzigkeit und Treue.

Geben Sie auf sich Acht und bleiben Sie gesund.

In Verbundenheit grüßen Sie   
Ihre Pfarrer Gerd Schamberger und Wolfgang Popp

Laetare-Strauß
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