Gründonnerstag

… in diesem Jahr – seit ich Pfarrer bin – zum ersten Mal ohne die Einladung, dass wir als Gemeinden Jesu Christi in unseren Kirchen und Gottesdiensten das Brot und den Wein miteinander teilen: „Für dich gegeben.” – „Für dich vergossen.”

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Das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern.

Auf dem Bild von Sieger Köder ist Jesus selbst nicht sichtbar. Nur seine Hände, die das Brot austeilen. Und sein Spiegelbild im Becher. Licht fällt auf die Freunde; der Glanz kommt von ihm, Jesus.

Aber das Kreuz wirft seinen Schatten schon voraus auf den Tisch.

Sie essen das Brot und trinken den Wein. Er hat sie eingeladen und reicht es ihnen. Sie tun es auch, weil es die Tradition ihrer Mütter und Väter ihnen so sagt. Erst viel später werden sie anfangen nachzudenken, über die Wandlung vom alten Passah-Mahl hin zum neuen Abendmahl.

Sie kamen zusammen, um das Brot zu brechen und den Wein zu teilen.

Und nun sitzt die Unsicherheit in den Jüngern tief: Einer ist ausgebrochen. Er geht weg vom Tisch, verlässt das Mahl, wird nicht mehr aus dem Becher trinken, hat Jesus verraten. Oben rechts verlässt er im Dunkeln den Raum. Jesu Schein erreicht ihn nicht mehr. Und dann spricht Jesus auch noch von Abschied…

Die Geschichte des Gottessohnes geht ihren Gang. Seit vielen Jahrhunderten folgen wir Christen seiner Einladung und Weisung: „Tut das zu meinem Gedächtnis!”

Wir kommen in diesem Jahr als eingeladene Gemeinde nicht zusammen, um das Brot zu brechen und den Wein zu teilen. Aus gutem Grund ist es uns nicht erlaubt, am heutigen Gründonnerstag das Abendmahl miteinander zu feiern.

Überhaupt sind es in den letzten Jahren immer weniger unter uns geworden, die sich an diesem Tag haben erinnern und einladen lassen an den Tisch Jesu. Und wir sind traurig über jede und jeden, die nicht mehr mit feiern und mit teilen wollen, was Jesus uns gibt.

Aber vielleicht entdecken wir in diesen Wochen – durch diese Unterbrechung der Selbstverständlichkeit – ja wieder neu, was Gott uns hier anbietet:

Er gibt uns sich selbst.

Und wir dürfen ihm glauben. Dürfen vertrauen, dass seine Worte und Gaben des Lebens wahr sind. Dass uns durch ihn in Brot und Wein ein Stück des ewigen Lebens gereicht wird. Dass uns jedes Schmecken und Sehen beim gemeinsamen Mahl für diesen Augenblick bereits ein Stück Himmel aufreißt.

Brechen Sie doch auch bei sich zu Hause ein Stück Brot. Reichen Sie es sich weiter, wenn Sie nicht allein sind. Und, ob alleine oder gemeinsam, schmecken Sie wie freundlich Gott es mit uns meint.

Gott, ich werde es vielleicht nie verstehen,
was da passiert beim Abendmahl.
Meine Gefühle werden vielleicht zwiespältig bleiben.
Aber ich spüre:
Du Gott, berührst mich durch dieses Sakrament, dein heiliges Zeichen.
Du weckst Sehnsucht nach Gemeinschaft, Versöhnung und Frieden in mir. 
Gott, stille meinen Hunger
und lösche meinen Durst nach Frieden und Geborgenheit.
Amen.

Gott segne Sie in diesen Tagen.

Ihre Pfarrer Gerd Schamberger und Wolfgang Popp

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