„Sehr riskant“
In einer alten Legende wird erzählt, wie der Teufel Jesus bereden wollte, doch nicht ans Kreuz zu gehen.
„Die Kirche braucht dich auf der Erde! Wer soll sonst das Wort Gottes sagen, so, dass es die Menschen auch anspricht und sie es verstehen? Wer soll die Gemeinde führen, wenn du nicht mehr da bist?”, fragte der Teufel.
Jesus
antwortete: „Ich habe einige Männer und Frauen dazu ausgesucht.”
„Aber
Jesus”, antwortete der Teufel, „Petrus und Johanna und die paar anderen werden
das nie alleine schaffen.”
„Nein”,
sagte Jesus, „”sie werden das nie alleine schaffen, aber sie werden andere
finden. Die werden ihnen helfen. Und die werden wiederum andere finden.” –
„Aber
wenn sie es nicht tun?” fragte der Teufel. „Ist dein Plan, Menschen zu
gebrauchen, nicht sehr riskant?”
Jesus
schwieg eine Weile. „Ja”, sagte er dann, „sehr riskant. Die Kirche könnte daran
scheitern. Aber sage mir einen besseren Plan. Ich weiß keinen.”
Liebe
Leserin, lieber Leser,
die
folgenden Jahrhunderte haben gezeigt, dass es dann offenbar mal mehr, mal
weniger intensiv und „erfolgreich” mit der Predigt und der Gemeindeleitung
geklappt hat. Je nachdem – je nach eigener menschlicher Überheblichkeit, nach
dem Zustand der Gesellschaft, nach der Größe des Wohlstand und auch, ob z.B.
Krieg oder Frieden im Land herrschten.
Die
Gemeinde Gottes in unserer Welt und in unserem Land breitete sich aus und
stagnierte, spendete Trost und beteiligte sich an unmenschlichen Dingen, half
dem Nächsten und schaute weg, wo Hilfe nötig gewesen wäre.
Ein
ständiges Auf und Ab.
Aber
immer wieder haben durch die Zeiten mal viele, mal wenige sich an die Botschaft
Jesu erinnert. Haben sie wieder belebt, neu ausgelegt, bekannt und weiter
erzählt. Deshalb gibt es sie noch, auch bei uns. So riskant der Plan Jesu auch
war.
In
den letzten Jahren sind die weniger geworden, die in Gottes Namen sein Wort
durch ihr Leben auch verkündigen. Die, die Gott herein lassen in ihren Alltag
und mit ihm sprechen und Teil von sich sein lassen.
Wieder
einmal stehen unsere Gesellschaft und die ganz Welt vor unbeschreiblichen
Herausforderungen. Niemals vorher, seit über 1500 Jahren, musste das kirchliche
Leben so eingeschränkt werden, wurden alle Gottesdienste und ein gemeinsames
Gotteslob in unserem Land abgesagt, ja untersagt.
„Die Kirche könnte daran scheitern.” – Oder sie könnte dadurch gewinnen.
Wenn wir als ihre Glieder entdecken, dass wir gebraucht werden. Dass unser Gebet gebraucht wird. Jetzt, zuhause, wo wir auch sind.
In Verbundenheit grüßen Sie
Ihre Pfarrer Gerd Schamberger und Wolfgang Popp
Corona-Gebet
(zu
einem Vers von Dietrich Bonhoeffer):
Von guten Mächten wunderbar geborgen
Erwarten wir getrost, was kommen mag
Gott, ist mit uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Jetzt drückt uns alle eine schwere Plage
Sie macht uns unser Herz so furchtbar schwer
Verdunkelt und verfinstert diese Tage
Zukunftsangst und Sorgen werden mehr.
Doch willst du uns einst wieder Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Schein
Dann lass uns des Vergangenen gedenken
und dankbar, froh und solidarisch sein.
Lass uns aus unsern alten Fehlern lernen
und Menschlichkeit als höchstes Gut ansehn
Hilf Neid und Egoismus zu entfernen
Und uns den Weg des Friedens endlich geh’n.
Mach, dass dein Reich die ganze Welt erfülle
Und Mensch und Tier und die Natur gedeihn
Gerechtigkeit gescheh und auch dein Wille
Lass die Zukunft unsrer Kinder sicher sein.
(Gebet von Pfarrer Walter Engeler, Pappenheim)