Schaut hin
Liebe Gemeindeglieder, liebe Leser*innen,
es war der wohl bisher ungewöhnlichste und zugleich spektakulärste Ort für die Eröffnung eines Kirchentages: Nämlich vom Dach eines Parkhauses in der Frankfurter Innenstadt. Dort nämlich hatte man an Christi Himmelfahrt den Beginn des zwischenzeitlich 3. Ökumenischen Kirchentages eingeläutet. Der Gottesdienst auf dem obersten Parkdeck wurde wegen der Corona-Pandemie nur von rund einem Dutzend Mitwirkenden gestaltet und in der ARD live übertragen.
„Wir wollen Ihnen ein Stück vom Himmel nach Hause bringen“, sagte die Wuppertaler Theologin Sarah Vecera zu Beginn des Open-Air-Gottesdienstes bei strahlendem Sonnenschein im schmucken Hessenland. „Denn ein bisschen Himmel kann wohl jede und jeder von uns gut gebrauchen in diesen Zeiten“, so Vecera vor dem Hintergrund der Frankfurter Skyline.
Ein buntes Gewusel von etlichen Zehntausenden an Teilnehmenden, viele mit umgehängten Kirchentagsschals: Genau so stellte man sich lange noch im Vorfeld auch den 3. Ökumenischen Kirchentag Mitte Mai in Frankfurt am Main vor – bis dann Corona kam. Alles Planen und Vorbereiten also auf Reset: Nun eben möge es ein fast ausschließlich digitaler werden. Die Losung „Schaut hin“ aus Mk 6, 38 bekam dadurch noch mal einen ganz eigenen Klang.
Nach Worten der evangelischen Kirchentagspräsidentin Bettina Limperg, die aktuell auch dem Bundesgerichtshof vorsteht, hat sich der ÖKT in diesem Jahr komplett neu erfunden. Es sei eine große Chance und ein Geschenk, dass angesichts der noch immer andauernden Pandemielage eine solch bedeutende Großveranstaltung für jeden, national und international, überhaupt möglich sei. Der ÖKT wolle in dieser Zeit Diskurs, aber auch Halt und Trost bieten.
Auch die politische Prominenz Deutschlands hat ihre Teilnahme am digitalen Christentreffen zugesagt. Nicht nur der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel sind mit dabei. Auch drei Anwärter auf Merkels Nachfolge wollen teilnehmen: Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD). Hinzu kommen etliche Bundesminister*innen und amtierende Ministerpräsident*innen.
Steinmeier will am Sonntag vor dem Schlussgottesdienst live von der Weseler Werft am Main zu den Themen des ÖKT sprechen. Merkel beteiligt sich am Samstag an einem Gespräch über den Klimaschutz und spricht unter anderen mit ‚Fridays-for-Future‘-Aktivistin Luisa Neubauer. Ebenfalls am Samstag präsentieren sich die Kanzlerkandidaten: Scholz spricht bei einem Forum zum Thema „Wer zahlt die Rechnung der Corona-Pandemie?“, Baerbock befasst sich mit der Klimakrise und Laschet stellt sich Fragen zu Wirtschaft und Finanzen.
Erstmals auf einem Katholiken- oder Kirchentag ist mit Jens Stoltenberg auch der NATO-Generalsekretär vertreten. Ein Teil der Veranstaltungen wurde bereits im Vorfeld aufgezeichnet und wird dann am Samstag online gestellt.
Über die Internetseite www.oekt.de findet man ein reichhaltiges Angebot zu den einzelnen Themenfeldern und kann sich gezielt zu den gewünschten Angeboten durchklicken. Versuchen wir es diesmal eben auf solche, für einen Kirchentag zugegeben gewiss etwas ungewohnte Weise, ein wenig von der Stimmung mit aufzufangen, die sich dann hoffentlich in zwei Jahren schon in der nahegelegen Metropolregion Nürnberg wieder deutlich analoger anfühlen dürfte. Und dort dann die Besucher*innen des DEKT 23 von allen möglichen Ecken voller Staunen und wieder ganz real zu hören bekommen:
„A su a Gwerch. Wou kummers ner nacherd blouß alle her, die Leit.“
Für die wenigen Nordlichter, denen sich das nicht erschlossen hat: Das ist Fränkisch und meint:
„Welch ein Gedränge. Woher nur kommen denn alle diese Menschen?“
Ihnen allen nun ein rundum interessiertes und zugleich spannendes Kirchentagswochenende – diesmal eben mal von zu Hause aus,
Ihre Pfarrer Wolfgang Popp und Gerd Schamberger