Palmsonntag

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leser*innen,

schon wieder in Sichtweite – der Palmsonntag. Mit ihm beginnt die Karwoche. Die „heilige Woche“, sagen manche. Sie führt uns durch die Tage, an denen wir das Leiden und Sterben Jesu bedenken, hin zum Fest seiner Auferstehung: Ostern. Aus der Vereinzelung und der Distanz, die „in Zeiten wie diesen“ eben noch immer von uns verlangt ist, machen wir uns mit Jesus auf den Weg.

Es waren Krisenzeiten – schon damals. Das Land Israel von den Römern besetzt, Willkür und Unterdrückung allerorten. Das Volk sehnte sich nach Freiheit. Die Evangelien lassen hiervon etwas erahnen, wenn sie Geschichten erzählen von Zöllnern und Steuereintreibern oder den Soldaten des Herodes. Schon so manche Heilsbringer waren aufgetreten, alle aber hatten sie immer nur neue Gewalt gebracht und sind am Ende kläglich gescheitert.

Und nun kam Jesus von Nazareth. Wieder regten sich Hoffnungen, schlugen die Wogen der Begeisterung hoch. Menschen legten Zweige auf die Straße, wie vor einem König. Begrüßten ihn mit Worten jüdischer Tradition: „Hosianna, dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“

In dieser Szene ist nun manches wiederzuerkennen, was auch uns in diesem Jahr maßgeblich bewegt. Krisenmodus zu Coronazeiten. Sehnsucht nach Aufhebung verordneter Einschränkungen. Hoffnung, dass Politik und Wissenschaft einen guten Weg finden, Gesundheit und Freiheit in eine kluge, heilsame Balance zu bringen.

Die Menschen damals mussten begreifen, dass es anders weiterging, als sie dachten. Jesus wurde nicht zum König gekrönt, stattdessen verurteilt und gekreuzigt – samt jener nach drei Tagen schon wundersamen österlichen Wendung. Brachte nicht neue Gewalt, sondern Frieden. Und veränderte somit die Welt.

Auch aus unserer Krise werden wir verändert hervorgehen. Erwartungen, dass die Zukunft sich wieder ähnlich wie die Zeit vor der Krise zeigen mag, werden wir korrigieren müssen. Dabei stehen uns die vielen Kranken vor Augen, die einsam Verstorbenen und jede Menge tapferes Pflegepersonal.
Zudem eine Wirtschaft, die sich nur allmählich wieder erholen wird. Und werden doch achtsamer miteinander umgehen, das Tempo ein wenig ruhiger, die Ansprüche bescheidener.

Die Strecke, die vor uns liegt, sie wird noch beschwerlich. Aber wir alle sind auf diesem Weg nicht allein. Der Weg ist bereitet: Mit Jesu Gang durch die Tiefen des Leidens, den Tod und weiter in ein neues Leben – da keimt Hoffnung am Horizont.

Aus jeder Krise ersteht Leben neu. Meist anders als zuvor. Eben verwandelt. Und am Ende dann wird uns EINER mit offenen Armen empfangen, an sein großes Herz drücken und so alle darauf lastenden Steine zu Fall bringen.

Ihnen allen nun einen gesegneten Palmsonntag sowie einen bewussten und zugleich nachdenklichen Start in die beginnende Karwoche.

Ihre beiden Pfarrer Wolfgang Popp und Gerd Schamberger

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