Fakt oder Fiktion
Liebe Gemeindeglieder,
liebe Leser*innen,
Kerzen aus, Krippe weg, Baum raus – bei den meisten jedenfalls. Weswegen es auch vielen von uns gar nicht mehr so wirklich bewusst ist: Im Kirchenjahr – da sind wir noch immer mittendrin im sogenannten Weihnachtsfestkreis. Deswegen wollen auch wir knapp vier Wochen später nochmal ganz gezielt zurückschauen auf das erlebte Christfest…
Uns dabei vor Augen führen, warum es so ungemein wichtig ist, die weihnachtlichen Worte der lukanischen Überlieferung im Original zu bewahren. Möchten darum von Herzen dankbar sein, dass jenes rundum bahnbrechende Ereignis nun schon gut 2.000 Jahre zurückliegt und dieses Jesuskind nicht erst letztes Weihnachten – gar unter Corona-Bedingungen – erstmals zur Welt kam. Wäre nämlich Jesus im Jahr 2020 geboren, würde die Botschaft von seiner Geburt Jahrhunderte später vielleicht so klingen:
„In jenen Tagen herrschte eine Pandemie auf der gesamten Erde – das war so zum ersten Mal. Jeder, der die Geburt Jesu in den Kirchen mitfeiern wollte, musste sich in Listen eintragen lassen. Maria und Josef fanden auf ihrer Suche keine geeignete Herberge, weil es im ganzen Land striktes Beherbergungsverbot gab. Darum sind beide auch nicht klopfend von Haus zu Haus gegangen. Eine abendliche Ausgangssperre tat ihr Übriges. Als ein Hirte sagte, er hätte schon seit einigen Tagen die Grippe, da erschrak Josef, weil er Angst hatte vor dem Coronavirus. Weniger um sich selbst als um Maria und ihr noch ungeborenes Kind. Und als Josef dann endlich für Maria einen passenden Stall gefunden und dort alles Nötige vorbereitet hatte, da erfährt man plötzlich, dass dort kein hinreichendes Hygienekonzept erarbeitet und auch vorm Stall kein Desinfektionsmittel aufgestellt war, weil man eben nicht mit Besuch rechnete. Weiter war zu hören, dass die Heiligen Drei Könige mit massiven Einreisebeschränkungen kämpften, weil sie danach für 10 lange Tage in Quarantäne zu gehen hätten. Und dass die Hirten dann auch nur mit Maske und ausreichend Abstand in den Stall dürften. Und andere Hirten konnten auch nicht auf der Flöte spielen, weil es der fliegenden Aerosole wegen zu gefährlich war.
Man durfte darum dem Kind in der Krippe nicht einmal ein Lied singen. Nur die Engel, denen von jeher das GLORIA vorbehalten war, die waren draußen im Freien, die freilich durften singen, weil sie weit genug weg – von den himmlischen Höhen her – ihre Stimmen erklingen lassen konnten. Und die Hirten sollten dem Jesuskind nur ein einfaches Schaffell schenken, das vorher gründlichst desinfiziert wurde. Darüber aber waren Maria und Josef sehr dankbar, denn im Stall war‘s oft ziemlich kalt, weil sie ja regelmäßig lüften mussten. Und das Päckchen, das ein kleiner Hirte dem Jesuskind brachte, war Klopapier und dazu eine große Tüte Nudeln – denn diese beiden Dinge hatte er auf Vorrat in seinem Keller auf die Schnelle noch gefunden. Und es begab sich zu der Zeit, dass ein Gebot von der Regierung des Landes ausging, dass alle Welt getestet würde. Und eine solche Testung gab es nicht nur einmal, sondern kehrte immer wieder und all das geschah zu der Zeit, als ein befremdlicher, höchst eigenwilliger Herrscher bis zum 20. Januar des Folgejahres krampfhaft an seiner Macht festzuhalten schien. Und jedermann ging, dass er sich testen ließe, ein jeder in sein nächst gelegenes Testzentrum. Und der Engel des Herrn trat herzu und sprach: ‚Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der mRNA-Impfstoff geboren, welcher ist BNT162b2 von BioNTech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet auf eine schriftliche Nachricht zur Registrierung hin besuchen euer zuständiges Impfzentrum, dort mutig die Ärmel hochkrempeln und euch – priorisiert und schön der Reihe nach – bald schon einen kleinen Pieks in den Oberarm verpassen lassen. Werdet dabei kurz die Zähne zusammenbeißen und dann – zwar nicht erlöst – aber eben doch wenigstens um einiges erleichtert sein.“
So sind wir alle heilfroh und von Herzen dankbar, dass vom weihnachtlichen Geheimnis wohl allein in den Evangelien verlässlich und glaubwürdig Zeugnis abgelegt wird und alles andere eben bloße Fiktion ist – somit Ihnen allen nun eine weiterhin anhaltend weihnachtliche Zeit eben auch noch in den ersten Wochen des noch immer recht jungen Neuen Jahres,
Ihre Pfarrer Wolfgang Popp und Gerd Schamberger