C+M+B | 545
Liebe Gemeindeglieder, liebe Leser*innen,
sie sind jemandem auf der Spur, und nichts bringt sie davon ab. Die Rede ist von den „Drei Weisen aus dem Morgenland“, wie‘s im Evangelium bei Matthäus heißt. Die Legende kennt ihre Namen: Caspar, Melchior, Balthasar. Darin wurden sie auch zu Königen. So kennen wir sie von Bildern. Es sind vornehme, edle Gesellen. Stehen in demutsvoller Haltung vor der Krippe.
Doch Matthäus beschreibt nicht nur diese anmutige Szene, die für uns von
Weihnachten nicht mehr wegzudenken ist. Er beschreibt auch den Weg der
vornehmen Männer dorthin. Dieser führt sie durch gefährliches Terrain politischer Macht – direkt vor den Königsthron des Herodes. Dort werden sie listig ausgefragt und schließlich gebeten, dem König doch Bericht zu erstatten, sobald sie das neugeborene angebliche Gotteskind gefunden hätten.
Aber gegen den ausdrücklichen Wunsch des Königs entscheiden sich die Drei für eine andere Route nach Hause. Gott hatte es ihnen im Traum eingegeben.
Der Weg der Könige hin zur Krippe führt damals durch das Gebiet politischer Gewaltherrschaft. Uns ist dabei nun der Gedanke gekommen: Welches Gebiet müssten sie wohl heute durchschreiten?
Darüber hat sich einst auch die Künstlerin Beate Heinen Gedanken gemacht und eigens dieses Bild dazu geschaffen:
Wir sehen auf dem Bild ein Stück moderne Welt: Eine Straße, einen von
Menschen überfüllten Gehsteig – wohl eindeutig vor Corona! Autos. Eine
Straßenlaterne, beleuchtete Fenster. Hochhäuser. Irgendwie wirkt die Szene
amerikanisch: eine Skyline zeichnet sich ab. Zusammen mit der Leuchtreklame für Whisky und Coca-Cola erinnert das an Amerika. Und dann noch die Zahl 545 an einer Hauswand. Ob das der Stand von irgendeinem Aktienindex ist?
Wie reagieren die Heiligen Drei Könige auf dieses Umfeld? Ihre Blicke verraten Staunen und Verwunderung. In welche Welt sind die Könige da bloß geraten? Wahrscheinlich würden sie noch mehr staunen, hätte die Künstlerin dieses Bild erst in diesem Jahr gemalt – Heilig Drei König 2022:
Menschen, die noch immer mit Masken unterwegs sind. 2G in Geschäften. Geschlossene Diskotheken. Vielleicht würden sie auf Demonstranten treffen? Auf Impfgegner und Corona-Leugner. Und auf Gegendemonstranten. So wie in vielen Städten dieser Tage. Verschiedene Meinungen prallen aufeinander. Was ist richtig? Was falsch? Wer zeigt uns den rechten Weg?
Die Könige freilich lassen sich nicht von ihrem Weg abbringen. Weder damals von Herodes noch auf diesem Bild inmitten einer modernen Metropole. Ihr Blick geht zum Stern. Er hält sie auf der Spur. Sie haben ein Ziel vor Augen. Wollen den neugeborenen König besuchen. Und finden ihn in einer Krippe in einem armseligen Stall. Das haben wir an Weihnachten gefeiert.
Wir wünschen Ihnen und uns, dass wir das Kind aus der Krippe mitnehmen in unsere jeweiligen Alltage. Und dass wir dort dann jenes kleine Gotteskind erwachsen werden und uns von ihm ansprechen lassen. Es wird uns den Weg weisen. Für unser persönliches Leben und auch irgendwann wieder heraus aus dieser zermürbenden globalen Pandemie.
Schauen wir dazu nochmal auf das Bild. Und zwar auf die Straßenseite gegenüber. Genauer gesagt auf jene geheimnisvolle Zahl 545. Vielleicht hat die Künstlerin diese ja mit einem sehr konkreten Hintergedanken mit ins Bild hineingemalt. Als kleines Rätsel gewissermaßen. Die Lösung finden wir im Gesangbuch (EG) unter der Nummer 545. Dort nämlich steht das Lied „Stern über Bethlehem“ samt seiner vierten Strophe:
„Stern über Bethlehem, kehrn wir zurück,
steht noch dein heller Schein in unsrem Blick,
und was uns froh gemacht, teilen wir aus,
Stern über Bethlehem, schein auch zu Haus.“
Ziemlich genial das alles – finden wir!
Ihre Pfarrer Wolfgang Popp und Gerd Schamberger