Auferstehung – die Zeit bleibt stehen

Das Bild zeigt einen kleinen Ausschnitt aus dem riesigen Kuppelfresko des Florentiner Doms. Giorgio Vasari und Federico Zuccari haben die Kuppel von 1572 bis 1579 ausgemalt. Das 4.000 m² große Fresko gilt als das größte der Welt und es thematisiert das Jüngste Gericht, die Auferstehung und Christus als den Weltenrichter. 

Ein kleines Detail, kaum zu sehen, aber so eindrucksvoll, ist auf dem Bild zu sehen. Jesus sitzt auf seinem Thron im Strahlenkranz, der Mandorla. Er sortiert dort die Menschen zur Rechten und zur Linken, zum ewigen Leben bzw. zur ewigen Verdammnis.

Zu seinen Füßen sieht man ganz klein den blauen Planeten Erde. Daneben ein kleiner Engel mit einem Hammer und einem Nagel. Von unten im Kirchenschiff sind diese Details kaum zu sehen. Auf einem virtuellen Spaziergang bequem online zu Hause, wird man auf dieses kleine Bild aufmerksam gemacht.

 Der Engel schlägt den Nagel in die sich drehende Erde – und damit bleibt sie stehen. Auferstehung. Die Erde, und damit die Zeit, bleibt stehen. Dann, bei der Auferstehung am Ende der Zeit, wird die Zeit angehalten.

Die Erde dreht sich nicht mehr um sich selbst. Denn alles ist vollendet. Recht wird gesprochen, Gerechtigkeit wird sein. „Nichts geht mehr“ – die Erd-Kugel bleibt liegen…

Auch ich möchte manchmal, dass die Zeit stehen bleibt: Vielleicht ist der Augenblick gerade so wunderschön. Im Urlaub, oder mit lieben Menschen, oder aufgrund der Stille rings um mich herum… Wer hält mir die Zeit an? Den Klän-gen der Musik zu lauschen, mit geschlossenen Augen, Die Musik spielt nur für mich. Wer hält mir die Zeit an?

Und genauso gibt es Momente, da möchte ich, dass die Zeit schneller vergeht. Minuten werden zu Stunden, Stunden zu Tage. Sinnloses Warten, zähe Sitzungen und Konferenzen. Aber auch das beklemmend-bittere Warten auf den Tod am Bett eines Sterbenden; das Aushalten von Trauer, Abschied nehmen. Da möchte ich die Zeit beschleunigen, der Erde einen Schubs geben, damit sie sich schneller dreht.

Ein toller Gedanke, finde ich. Das ewige Kreisen hat ein Ende. Und mein endliches Kreisen hat ein Ende. Meine Zeit bleibt einfach stehen und ich werde vor dem rettenden Richter oder dem richtenden Retter stehen. Er wird mich ansehen.

Und wenn ich ein bisschen verstanden habe von dem, was uns Jesus im neuen Testament sagt, wenn ich ein bisschen verstanden habe von dem, was Christus den Frauen am Grab zuspricht, dann brauche ich mir die Bilder von der ewigen Verdammnis nicht allzu lange ansehen.

„Friede sei mit dir“ – und mit der ganzen Welt.

Das Stöhnen der Erde und das Schreien der Menschen haben ein Ende. Das Kreisen in und um meine kleine Welt hat ein Ende. Selbstzweifel und Selbst-gerechtigkeit haben ein Ende: Friede sei mit dir. Christ ist erstanden, er ist auferstanden.

Wir wünschen Ihnen „Frohe Ostern!“
Ihre Pfarrer Gerd Schamberger und Wolfgang Popp

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