Am Start: Schule.

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leser*innen,

jetzt also ist es wieder soweit: Auch bei uns in Bayern gehen in diesen Tagen die Sommerferien zu Ende und der schonungslos ertönende Weckton des Handys – zu gefühlt noch nächtlicher Stunde – in zahllosen Kinder- und Jugendzimmern zeugt davon. Ein Schuljahr zwar weiterhin unter gebotener Vorsicht und eben doch ganz im Zeichen von Präsenzunterricht solle es endlich wieder werden – so zumindest die klare und deutliche Ansage der politisch Verantwortlichen im Land.

Für rund 115.200 sog. ABC-Schützen fühlt sich all das nochmals um einiges aufregender an, da für sie ihre Schulzeit eben gerade erst beginnt. Schulkind sein – das macht größer. So erzählte dies vor Jahren eine Mutter, als deren Sohn eingeschult wurde. Wie stolz ihn das machte, jetzt endlich ein Schulkind zu sein und nicht mehr ‚nur‘ ein Kindergartenkind!

Inzwischen hat er eine Lehre gemacht und arbeitet. Hat seinen Weg gefunden, ist wach und aufmerksam geblieben, was nicht heißt, dass es nicht auch so manche Probleme gegeben hätte. Die aber gehören zum Größerwerden mit dazu. Nur gut, wenn sie von allen ausgehalten und gemeinsam überwunden werden. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Schultag? Früher dominierte da ja häufig noch die Rede vom „Ernst des Lebens“, der nun beginnen würde.

Heute gibt es da oft ein großes Fest mit der ganzen Familie und Freunden, um den Schulstart gebührend zu feiern. Kinder sollen, können, dürfen wachsen in der Schule. Wachsen an den Aufgaben, die ihnen gestellt werden und deren Lösungen sie nach und nach lernen. Wachsen mit und an den andern, die an ihrer Seite stehen. Weil sie sich etwas abgucken, was vormachen und zeigen können. Wachsen als Teil der Gemeinschaft, die sie erleben und zugleich an den Konflikten, die in Gemeinschaften eben auch nicht ausbleiben. Wachsen unter den achtsamen Augen ihrer Lehrer*innen, die hoffentlich erkennen, was sie dafür brauchen. Und wachsen im Schutzraum ihrer ganzen Familie, wo sie ermutigt, getröstet und stets liebevoll begleitet werden. Im Idealfall!

Wir alle wissen freilich, dass dem nicht immer so ist. Auch Kinder können gemein sein zueinander, genau den Punkt treffen, der weh tut. Lehrer*innen sind manchmal schlicht überfordert mit den vielen Bedürfnissen, die sie wahrnehmen und auf die sie pädagogisch angemessen reagieren sollen. Doch selbst in Familien finden Kinder auch nicht immer die Zuwendung, die sie gerade brauchen. Und dies ist unter Corona-Bedingungen für alle Beteiligten gewiss nicht leichter geworden.

Umso wichtiger wird es, den Blick zu weiten: Wer ist noch an meiner Seite? An wen kann ich mich wenden? Wer hilft mir beim Wachsen? Wer gibt mir Kraft für meine Aufgaben? Das gilt ja für Schulkinder, ihre Lehrer*innen und Familien gleichermaßen. Bei dieser Suche könnte uns Jesus auf eine Spur führen. Jener Wanderprediger aus Nazareth nämlich war so einer, der Menschen immer wieder aufgerichtet hat. Der Geduld hatte mit den Bedürftigen, einer, der zuhören konnte. Auf Jesus zu vertrauen, darauf, dass er auch an meiner Seite ist, mit mir geht – das stärkt und tröstet.

Den Kindern, die jetzt neu in die Schule kommen, wünschen wir, dass sie erleben mögen, dass Gott an ihrer Seite ist. Dass sie die Zuwendung und Aufmerksamkeit erfahren, die sie brauchen, um fröhlich zu lernen und zu wachsen. In Zeiten wie diesen mögen dazu auch Eltern und Paten den Kindern getrost die Hände auflegen. Vielleicht liegt darin auch ein Anfang dafür, eine alte Tradition wiederzubeleben. Dass Eltern (und Großeltern) mit ihren Kindern nicht nur beten, sondern sie auch segnen. Sie ihnen die Hände auflegen und sie dabei spüren lassen: du bist beschützt und behütet.

Wir haben den Eindruck, dass das guttun könnte – die Berührung und der Zuspruch. Denn dieser kommt ja nicht von uns, sondern wir alle geben lediglich weiter, wovon wir selber leben, was auch uns zugesagt ist.

Das gute und zugleich beruhigende Gefühl, bald schon an der neuen Schule auch wirklich von Herzen willkommen zu sein wünschen Ihnen und Euch

Ihre Pfarrer Wolfgang Popp und Gerd Schamberger

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