Achtung Neuland! – Betreten erlaubt!

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leser*innen,

vor wenigen Stunden nun hatten wir ihn: Den wohl ungewöhnlichsten Jahreswechsel seit Langem. Ein verrücktes Jahr ging zu Ende, seitdem vor ca. 9 ½  Monaten die Corona-Pandemie über uns hereinbrach. Und noch viel mehr als zu jedem anderen Jahreswechsel liegt sowohl die eigene wie auch die gesellschaftliche Zukunft im Ungewissen. Denn das Leben läuft eben derzeit so gar nicht in vertrauten Bahnen. Wird all das irgendwann auch wieder anders werden, fragen viele.

Die Corona-Pandemie hat vermeintliche Gewissheiten mächtig ins Wanken gebracht, hat diese doch gezeigt, wie verletzlich unser Leben im Grunde ist und auch immer bleiben wird – wenigstens irdisches. Demnach schauen nicht wenige von uns auch mit bangem und zugleich sorgenvollem Blick in die Zukunft.

In diesen gerade alles andere als unbeschwerten Zeiten kommt nun die biblische Jahreslosung für das Jahr 2021 gerade recht. Sie stammt aus der sog. „Feldrede“ bei Lukas, der Parallele zur wohl deutlich bekannteren Bergpredigt bei Matthäus. Jesus spricht auf einem Feld zu einer großen Menschenmenge. „Und alles Volk suchte ihn anzurühren, denn es ging Kraft von ihm aus und heilte sie alle“ (Lk 6, 19).

© Friedbert Simon | www.pfarrbriefservice.de

Heilung geschieht hier durch die Kraft, die Jesus verströmt. Wo Menschen Gott begegnen und ihm vertrauen, da erfahren sie eine solche heilsame, lebensfördernde Energie. Es ist die Kraft der Liebe: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Gelebte Barmherzigkeit – sie kann Leben spürbar verändern. Hoffen wir’s gerade auch für 2021!

„Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“  So hat man zu Beginn des Corona-Ausbruchs von politisch verantwortlicher Seite hören können. Dies freilich stimmt. Stimmt eigentlich immer und doch eben derzeit besonders.
Selbstverständlich aber ist das nicht. Allerorten herrscht „große Gereiztheit“. Dass bei manchen nach Monaten im Ausnahmezustand die Nerven blank liegen, kann man sicherlich verstehen. Dagegen nicht zu akzeptieren ist, wenn plötzlich Plattformen sozialer Medien zu Tummelplätzen für Hassreden, Beleidigungen und Verschwörungen werden. Rechthaberei und Unbarmherzigkeit werden keine Heilung in Krisen bewirken. Dürfen uns darum an einen solchen Ton gar nicht erst gewöhnen.

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

Wollen uns aber auch nicht die Perspektive auf die Realität verrücken lassen. Barmherzigkeit haben gerade in der Krise viele konkret gezeigt: in der Pflege daheim, in Altenheimen und Kliniken. Aber auch indem wir andere schützten, in Nachbarschaft und Gemeinde spontan und kreativ Hilfen ermöglichten. Weit ab so manch schriller Töne ist die Corona-Zeit längst zu einem Erprobungsraum gelebter Barmherzigkeit geworden.

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

Bei allen Herausforderungen, die uns im Jahr 2021 begegnen werden, brauchen wir vor allem Kräfte, die heilen. Natürlich hoffen wir dabei auch sehr auf medizinisch wirksamen Impfstoff – unbedingt. Brauchen zugleich aber auch Heilung für unser Miteinander. Sozusagen einen Impfstoff für die Seele. Barmherzigkeit – dies könnte ein solcher sein. Gar nicht so sehr komplex injiziert in einem der vielen Impfzentren, sondern schlicht geschenkt von Gott.

Nach einem für viele diesmal eher stillen und nachdenklichen Jahresausklang Ihnen allen nun erste ermutigende wie gleichermaßen zuversichtliche Schritte auf noch frischem Boden 2021 – und bleiben dabei bitte oder werden Sie bald schon wieder gesund,

Ihre Pfarrer Wolfgang Popp und Gerd Schamberger

image_printWeitergeben!