Achtsamer Aufbruch

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leser*innen,

jetzt im September gehen viele nach den Ferien oder dem Urlaub wieder mit neuem Schwung an den Start. Für viele ist der September aber auch ein Neuanfang. Die Erstklässler werden gerade eingeschult, das neue Schuljahr beginnt. Manch einer startet mit einer Lehrstelle ins Berufsleben. Andere wiederum haben die Ferien zu einem Umzug genutzt und beginnen nun eine neue Arbeitsstelle. Und in einzelnen unserer Gemeinden wagt man sich nach der Sommerpause nun endlich auch an die nachzuholenden Konfirmationen.

So machen sich gerade jetzt viele frisch ans Werk. Solch eine Zeit ist voller Erwartungen, Hoffnungen, aber auch Ängsten. Doch kann die Freude des Neubeginns schnell in Ernüchterung und Frust umschlagen, wenn der Erfolg scheinbar zunächst ausbleibt. Wer eine Lehrstelle beginnt, ist noch lange kein Meister und wer anfängt, ein Instrument zu lernen, spielt nicht gleich Bach oder Mozart, sondern muss sich mit Tonleitern begnügen. Die meisten Dinge im Leben erfordern viel Geduld und einen langen Atem.

Besonders frustrierend kann es da sein, wenn ich mich dabei allein gelassen fühle. Niemand interessiert sich für mich. Kaum einer hat ein offenes Ohr für meine Anliegen. Dann kann es schnell passieren, dass man bald schon wieder alles aufgibt, was man doch so gern hätte anpacken wollen. Helfen mag dann ein Bibelvers, der auch sonst immer mal gerne zitiert wird (Mt 18, 20):

„Jesus Christus spricht: Wo zwei oder drei in meinem Namen
versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“

Matthäus 18,20

Eine solche Zusage freilich macht Mut. Gerade in Zeiten von Corona! Auch wenn Gottesdienste, Gruppen und Kreise in unseren Gemeinden nach zurückliegenden außergewöhnlichen Monaten nun erst wieder sehr behutsam und vorsichtig beginnen, ein Anfang jedenfalls ist gemacht. Auch wenn dabei erstmal nur wenige zusammenkommen – auf Abstand eben und mit der berechtigten Sorge um sich und die anderen – Gott ist auch hier stets mit dabei.

Natürlich fühlt es sich um einiges besser an, wenn 30 oder 50 Leute kommen, statt drei, und es ist bestimmt auch schöner, wenn wir dabei nicht ständig Sorge haben müssen, uns gegenseitig zu nahe zu kommen. Doch die Situation ist nun mal so wie sie sich gerade bei uns und weltweit zeigt. Das Virus – es ist eben noch immer da und lässt sich demnach weder wegprotestieren noch steht bislang irgendwo ein wirksamer Zaubertrank im Laborschrank.

Und trotzdem wollen wir nun gemeinsam und voller Zuversicht den bevorstehenden Herbst willkommen heißen und mit hinreichend Geduld, langem Atem und jeder Menge an Gottvertrauen all die Dinge angehen, die jetzt auf uns zukommen werden. Corona wird uns dabei auch noch weiterhin spürbar begleiten – und doch uns nicht vollständig lähmen und niederringen.

Dies unser beider ermutigende Gruß für diese spätsommerlichen Septembertage 2020,

Ihre Pfarrer Wolfgang Popp und Gerd Schamberger

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